Seit langer Zeit komme ich trocken an meinem Arbeitsort an. 🙂 Heute bin ich mit Andreas am Teekochen und zur Abfüllung bereitstellen. Zuerst ist der Peach-Eistee dran. Die Zutaten nachher für das Ausmischen im Tank sind schon abgewogen (Pfirsichsaft, Zitronensäure, Pfirsicharoma, usw.)
Jetzt wird nach Rezept der Schwarztee und Hagenbuttentee abgewogen und das Anschwemm- Filterhilfsmittel bereitgestellt. Es gibt 2 Teelininen, eine vollautomatische und eine, wo die Ventile von Hand bedient werden müssen. Der Schwarztee wird auf dem Vollautomaten betrieben. Andreas erklärt mir den Ablauf ganz genau. Jetzt kann gestartet werden. An der Steuerung wird jeder Schritt angezeigt und muss bestätigt werden. Zuerst wird das Perlit auf den Sieben in der Extratktionsanlage angeschwemmt, erst dann kommt der nächste Schritt, die Zugabe vom Schwarztee und danach der Hagbenbuttenee (Hagebuttentee ist schwerer und nimmt den Schwarztee gleich mit auf seine Reise zur Extraktion). Dann läuft der Tee erst mal im Kreis. Die Zeit ist definiert, wird zu lange im Kreis gebrüht, wird der Tee bitter. aber alles läuft rund und schon bald sind die 10’000 Liter Tee im Tank. Zuckerlösung wird dazugegeben und die anderen Zutaten werden in den Tank gepumpt. Für das Pfirsicharoma gibt es eine eigene Pumpe, da dieses so stark ist, dass man das auch in anderen Tees noch schmecken würde, wenn es über die normale Pumpe laufen würde. Ist alles gut aufgerührt, gibt es die erste Kontrolle. Dabei wird der Zuckergehalt bestimmt mit einem digitalen Refraktometer. Sind die Brix noch etwas zu tief, wird noch Zuckerlösung zudosiert, ist er zu hoch, gibt man noch etwas Wasser dazu. Ist der Wert in Ordnung wird auch die Säuremenge bestimmt und der pH-Wert. Erst wenn alle diese Parameter und der Geschmackstest in Ordnung ist, wird der Tank zur Abfüllung freigegeben werden. Die gemessenen Werte werden analog auf einer Karte eingetragen (so sieht man die Ergebnisse der letzten Produktionen des gleichen Artikels auf einen Blick) und digital ins System gespiesen. Bevor der Tank freigegeben werden kann, müssen die verwendeten Mengen noch erfasst werden. So hat man auch die Kontrolle, dass alle notwendigen Zutaten auch tatsächlich im Tank sind. Dann wird die Gesamtmenge des abfüllfertigen Produkts verbucht. Nachdem der Teamleiter noch einen Blick drauf geworfen und es bestätigt hat, werden die Mengen dann auch vom entsprechenden Lager abgebucht.
Als nächstes stellen wir den Bio-Alpenkräutertee her auf der alten Anlage. Die meisten Ventile müssen von Hand betätigt werden und da die Kräuter deutlich grober geschnitten sind als der Schwarztee braucht es mehr Filterhilfsmittel, welches nach einer ersten Zugabe immer wieder abwechslungsweise mit den Kräutern zugegeben wird. Ansonsten legen sich die Blätter auf den Filter und machen den Durchfluss gleich zu. Die Heisswasserzugabe erfolgt von unten und oben um ein möglichst gutes Ergebnis zu erzielen. Der Ablauf ist eigentlich gleich wie beim Vollautomaten. Immer wieder müssen Schritte bestätigt werden und dann läuft auch dieser Tee in den Tank. Zum Schluss der Extraktion laufen jeweils noch 2000 Liter Kaltwasser durch das System und nimmt noch den letzten Rest Extrakt mit. Somit sind auch die Leitungen bereits etwas gespült. Es braucht deutlich mehr Erfahrung und Fingerspitzengefühl, welches Ventil nun wie fest von Hand geöffnet oder ganz offen bzw. geschlossen geschaltet werden muss. Bei der anschliessenden Reinigung wird Wasser durch das System gepumpt. Der Filter dreht sich und schleudert das Teekraut und das Filterhilfsmittel nach aussen und lässt es abfliessen. Durch ein Rohr mit Löchern welches in der Mitte des Filters angebracht ist, werden die einzelnen Siebe gespült und sind nachher sauber. Bei diesem Bio-Tee kommt ja auch Bio Zucker dazu. Dieser wird von Hand in 25 kg Säcken zugegeben. Damit man sich nicht verletzen kann, werden zum Aufschneiden der Zuckersäcke Schnitthandschuhe angezogen.
Mit Andreas bin ich noch die weiteren Schritte abgelaufen, die der Tee oder auch die anderen ausgemischten Getränke machen. Alle Produkte durchlaufen nochmals eine Erhitzung. Der Geschmacksunterschied ist schon ziemlich gross. Die Erhitzung ist sensorisch feststellbar. Am grössten finde ich die Qualitätseinbusse durch die Erhitzung beim Blutorangensaft. Es ist immer eine Gratwanderung zwischen Erhaltung der Bekömmlichkeit und der geforderten Haltbarkeit (Hürdeneffekt wirklich live erlebt).
Da am Nachmittag nicht mehr so viel zum Herstellen ansteht, besuchen wir einige andere Abteilungen. In der Mikrobiologie treffe ich auf den ehemaligen Lernenden Dibran, welcher vor 13 Jahren mal mein Schüler war. Dann besuchen wir noch Leas bei den Chips, wo er gerade die Verpackungslinie führt mit zweifarbigen Kartoffelchips. Die dunkelvioletten länglichen Chips kommen von der Kartoffel mit dem Namen blaue St. Galler.
Unsere weitere Route fürt uns zu Dominik Oettli dem Teamleiter bei der Glaslinie bei der Konfitüreabteilung. Er nimmt sich Zeit uns durch seine Linie zu führen und alle Maschinen zu zeigen und zu erklären. Das hat zwar nicht so viel mit Getränk zu tun, ist aber trotzdem sehr spannend und vor allem sind diese Fachdiskussionen auf jeden Fall sehr wertvoll.
Auch wenn meine 8,24 Stunden noch nicht ganz auf dem Konto sind, nehme ich viele Eindrücke und Erfahrungen mit. Mit Andreas habe ich einen guten Fachspezialisten, welcher sehr offen sein ganzen Fachwissen preis gibt und mich auch immer wieder darauf hinweist, wie etwas gemacht wird und auch den Hintergrund kennt. Ich denke die Umkehrung der Rollenverteilung hat uns beiden Spass gemacht. Ich habe kritische Fragen gestellt und er konnte mit seinem Wissen mir viel weitergeben. Somit hat neigt sich ein weitere Tag mit neuen Erkenntnissen dem Ende zu.
Erkenntnisse
– Wer nicht Rechnen kann hat in der Mischerei nichts verloren! Zu wenig Säure ist bei der Angabe der Messung in g/l bei 10’000 Litern sogar ohne Taschenrechner zu stemmen, bei Brix gelangt er dann doch noch zum Einsatz.
– Ich habe ein völlig anderes Verfahren des Teebrühens kennengelert (im Vergleich zu RAMSEIEr), welches aber auch super funktioniert.
– Wenn alle Abfüllinien laufen muss man hier auf Zack sein, da man 3-4 unterschiedliche Prozesse im Griff haben muss.
– Dass nur geschulte Mitarbeiter Stapler fahren dürfen ist mir ja schon bekannt, das die Ameise aber nur läuft, wenn das auf dem Badge hinterlegt ist, habe ich bisher noch nie gesehen.